« … wie dich selbst. » – Selbstsorge als Aufgabe der Seelsorge
Als Spitalseelsorgerinnen und Heim- oder Klinikseelsorger stehen wir in vielschichtigen Spannungsfeldern. Die Institutionen des Gesundheitswesens, in denen wir arbeiten, haben manchmal mehr, manchmal weniger klare Erwartungen und Forderungen an uns. Unsere Kirchen haben eine Vorstellung von dem, was ihre Mitarbeitenden tun und welches Bild sie abgeben sollen. Auch die Patientinnen und Patienten haben ihre lebensgeschichtlich geprägten Ansprüche an uns und wollen uns als Gesprächspartnerin, als spirituelles Gegenüber, als Vorbeter – oder gar nicht. Und dann kommen noch die Selbstbilder, die wir von uns machen, oft idealisiert und mit höchsten Ansprüchen versehen.
Zusammen mit verschiedenen Profis machen wir uns auf Spurensuche. Wo kommen wir an unsere physischen und wo an unsere seelischen Grenzen? Wo überschreiten wir sie, weil wir unsere Begrenzungen nicht wahrnehmen (wollen)?
Mit Claudia Mennen, Theologin, Erwachsenenbildnerin und Bibliodramaleiterin, fragen wir uns, wie Stressoren und Ressourcen, Aufgabenstellungen und kirchliche Strukturen uns beeinflussen. Wir schauen in die Bibel und lassen uns betreffen vom Satz «… wie dich selbst». Claudia Mennen wird durch die Tagung hindurch immer wieder den Ball aufnehmen und den roten Faden hüten.
Mit Peggy Guler-Stützer, Psychiaterin und Co-Chefärztin, werfen wir verschiedene Blicke auf Begriffe wie Selbstbild und Fremdbild, Selbsterwartung und Fremderwartung, Motivation und Überforderung. Wir sind innerpsychischen, aber auch institutionell bedingten Spannungen ausgesetzt. Wir pendeln zwischen Freiheiten und Zwängen. Welche Grenzen engen ein? Aber auch und vor allem: Welche Chancen liegen darin verborgen für unsere Motivation, unsere Sorge für andere und unsere Selbstsorge?
Mit Markus Wittwer, der heute als stellvertretender Spitaldirektor arbeitet und u. a. einen MAS in Human Resources Management absolvierte, thematisieren wir das Gleichgewicht, in dem Aufbau und Verbrauch von Ressourcen stehen (sollten). Er hat seine Laufbahn im Gesundheitswesen als Pflegefachmann begonnen und ursprünglich eine Ausbildung zum Maschinenzeichner gemacht. Sein Rezept liegt nicht nur in der Reduktion von Belastungen, sondern auch in der Erweiterung des Könnens.
In verschiedenen Workshops können vielerlei Aspekte vertieft werden, kommen wir miteinander ins Gespräch und nehmen den einen oder anderen Tipp für unsere eigene Selbstsorge mit in unseren Berufsalltag.
Workshops
- Daniel Burger-Müller, Spitalseelsorger: Caring for the Carers. Herausforderungen und Chancen der Arbeit mit leidenden Menschen. Präsentation
- Silke Collins-Tracey, Ärztin und Gesprächstherapeutin: «Heb dr Sorg». Wie Selbstmitgefühl unsere eigenen Ressourcen stärkt. Wir lernen das Konzept des Selbstmitgefühls kennen und tauschen uns aus. Gedicht
- Claudia Graf, Spitalseelsorgerin: Trage ich mir (genügend) Sorge? Instrumente zur Beurteilung der eigenen Situation; Theorieansätze und Diskussion.
- Dieter Graf, Spitalseelsorger: «Halt an, wo läufst du hin?» (Angelus Silesius) Sitzen in der Stille unter Anleitung, Austausch über Meditationsangebote im Spital. Flyer Meditationskurs
- Peggy Guler-Stützer, Psychiaterin: Menschen im Spannungsfeld von Individualität und Konformität – Selbstreflektion und Selbstsorge. Präsentation
- Tanja Haas, Spitalseelsorgerin: Shibashi – Meditation in Bewegung. Wir lernen Bewegungs¬bilder des Shibashi kennen und üben sie zusammen. Unterlagen
- Luc Humbel, Kirchenratspräsident, Anwalt, ehemaliger Arbeitsgerichtspräsident: Haben Arbeitgebende eine Fürsorgepflicht? Präsentation
- Claudia Mennen, Theologin & Karin Klemm, Spitalseelsorgerin: Das Öl wird knapp. Bibliodrama zu den Zehn jungen Frauen in Matthäus 25,1–13.
- Markus Wittwer, Stv. Spitaldirektor & Sylvia Walter, Spitalseelsorgerin: Wir sorgen für die Patienten, wir sorgen für die Mitarbeiterinnen. Wie sorgen wir auch für uns?