Heute haben wir gestartet mit einem Vortrag von Csaba Szilagyi. Er ist Seelsorger am General Hospital of Howard County, USA. In Ungarn aufgewachsen, weiss er, was es heisst, seine Identität zu finden – als Mensch und als Seelsorger. Er hat in seinem Vortrag viele Bilder gebraucht, unter anderem das mit den Legosteinen: Was sind die Legosteine, die meine Identität als Seelsorgerin bilden? Welche Geschichten gehören dazu? Wir alle kennen das Bild mit den vielen Kreisen, die ineinandergreifen. Jeder Kreis beschreibt einen Aspekt unserer Identität. Man könnte, ausgehend von diesem Bild sagen: Unsere Identität als Seelsorgende besteht in der Ueberlappung aller Kreise. Aber der Referent richtete den Fokus auf das Thema Bewegung: Move around. Wir dürfen uns in den verschiedenen Identitätskreisen bewegen. Es ist ok, nicht alles abzudecken. Wichtig ist, das wir bereit sind, uns zu verändern, immer wieder. Wir sollen in unserer Identität klar und flexibel sein. Spannend waren die Murmelrunden für den persönlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen.
Der zweite Teil des Morgens war für eine Case-Studie reserviert. Wie würdest du als Seelsorger in dieser Situation handeln, so die Frage. Und auch hier war die Vielfalt spannend: Die Kollegin aus der Bretagne hat andere Verhältnisse als diejenige aus Finnland. Manche arbeiten sehr vernetzt mit den Gesundheitsberufen. Andere sind isolierter im Spitalbetrieb und müssen froh sein, wenn sie die Patienten besuchen dürfen.
Ich möchte euch kurz vorstellen, wie die Struktur der Seelsorge in Belgien, dh. Im holländisch sprechenden Teil davon ist. Kristin arbeitet in einem Altenheim und erklärt uns das System so: Der Zugang zu den Spitälern für Chaplains (Seelsorger) ist klar definiert und an bestimmte Ausbildungsrichtlinien gebunden.
Der übergeordnete Begriff ist spiritueel zorgeverlener (Spiritual care giver).
Die anerkannten Gruppen, die dazugehören, sind: Orthodoxe, Anglikaner, Katholiken, Protestantisch Evangelische, Humanisten, Muslime, Juden.
Diese Vielfalt von anerkannten Gruppen kennen wir nicht, aber für Holland und Belgien ist es seit fünfundzwanzig Jahren Realität. Ihr könnt euch vorstellen, wie diese Voraussetzung die Arbeit in der Seelsorge prägt. Eine total andere Landschaft.
In den Zwischenzeiten, zwischen den Vorträgen und Gruppenarbeiten, gab es immer wieder lustige und spannende Begegnungen. Momente, wo man plötzlich eine Gemeinsamkeit fand, und sei es nur das gestreifte T-Shirt, das mich mit meinem
irischen Kollegen aus Cork verbindet.
Maria Borghi-Ziegler